Noch mal richtig Glück gehabt

Bei „Milchfieber“ versagen die Muskeln des Tieres. Das kann überall passieren und die Kuh kann dadurch nicht mehr aufstehen.

Um den Geburtstermin herum beginnt bei Säugetieren die Milchproduktion. Dabei kann der Calcium Stoffwechsel im Blut durcheinander geraten.  Die Muskeln des Tieres können dann nicht mehr richtig arbeiten. Das kennen wir nicht nur von den Kühen, sondern auch von unseren Mutterschafen und sogar von unserer Hündin nach der Geburt ihrer Welpen.

Wir versuchen diesem Problem durch eine besondere Fütterung in den Wochen vor der Geburt möglichst gut vorzubeugen. Ältere Kühe werden um den Geburtszeitpunkt mit Calcium versorgt. Sollte eine Kuh nach der Geburt tatsächlich „festliegen“, wird sie gründlich vom Tierarzt untersucht und vor allem mit Calcium und Phosphor versorgt.

Meist erkennen wir beginnendes Milchfieber am schwankenden Gang der Kuh oder ihren kalten Ohren. Dann ist es wichtig, das Tier ruhig in eine Box mit viel Stroh und griffigem Boden zu bringen, damit sie nach dem Hinlegen und der Calcium Versorgung auch gut wieder aufstehen kann, auch wenn sie noch etwas wackelig auf den Beinen ist. 

Im Fall von Kuh „Klage“ haben wir die Lage falsch eingeschätzt. Sie hat heute Morgen gekalbt. Weil sie bereits acht Jahre alt ist, hat sie etwas Calcium zur Unterstützung bekommen. Sie kam heute Abend unauffällig von der Weide in den Melkstand und hat sich dann ganz plötzlich noch während des Melkens dort hingelegt!

Die Gefahr war sehr groß, dass sie bei einem Versuch aufzustehen, rückwärts in die Melkstand Grube gerutscht wäre. Also haben wir sie erst einmal mit Tauen gesichert und beruhigt. Unserem Hilfeanruf am Sonntagabend ist Gerds Bruder umgehend gefolgt, die Tierärztin war ebenfalls schnell zur Stelle. 

Wir haben die Calcium Infusion und die Medikamente erst einmal wirken lassen, denn „Klage“ machte ihrem Namen leider alle Ehre. Sie hatte jeden Mut verloren, aufzustehen. Manchmal trauen sich diese großen Tiere nach einem vergeblichen Versuch nicht mehr hoch zu kommen und bleiben hilflos liegen.

Aber manchmal helfen in solchen Situationen auch gute Freunde. Wir haben einige Kolleginnen auf die andere Seite unseres Melkstandes geholt. Als diese dann ruhig rausgelaufen sind, stand unsere Patientin nahezu mühelos auf und marschierte direkt in ihre Strohbox!

Unsere Erleichterung ist vielleicht nur schwer nachzuvollziehen. Unser Melkstand ist klein, eng, niedrig. Es gibt keine Möglichkeit, Hebevorrichtungen an die Kuh anzubringen und 700 kg auf eine Unterlage zu heben und schonend aus dem Melkstand zu transportieren, wenn sie nicht aufstehen kann. 

Solch ein guter Ausgang ist einfach nur ein Grund zum Freuen!

Milchfieber

Autor: Kirsten Wosnitza

Milchbäuerin

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