Die Weide und die Politik

Alle wollen die Milchkühe auf der Weide sehen – nur die Agrarpolitik tut nichts dafür.

Verbraucher, Tierschützer und Wissenschaftler sind sich einig – Weidehaltung hat einiges zu bieten: Tierwohl durch Bewegung, weicher Untergrund zum Laufen und Liegen, Klimaschutz bei Weide auf Dauergrünland, Biodiversität durch Kuhfladen und geringen Maschineneinsatz, Lebensraum für Wiesenvögel und andere Tiere – das sind nur einige positive Aspekte, zu denen Weidehaltung beiträgt.

Leider zeigt die Realität seit Jahren ein anderes Bild. Immer weniger Milchkühe gehen regelmäßig zum Grasen auf die Weide, die intensive Stallhaltung nimmt aufgrund arbeitswirtschaftlicher und ökonomischer Gründe zu.

Vielen Bürgern ist dies längst aufgefallen. Vielen Politiker auch. So hört man immer wieder, dass man sich für die Milchkuh auf der Weide einsetzen will.

Die Realität sieht allerdings ganz anders aus. Betrachtet man die laufenden Förder Programme in der Agrarpolitik, dann fällt auf, dass ohnehin der ganz große Teil der Förderung auf der Fläche und nicht in den Ställen liegt. Auch beim „Greening“ in der ersten Säule geht es um den Pflanzenbestand auf den Flächen.

Die viel geringer ausgestattete sogenannte 2 Säule der Förderung in den Ländern hat ebenfalls insgesamt wenig für den Bereich „Tierwohl“ zu bieten. Wie kann das sein, wo dieses Thema doch den Bürgern, die über ihre Steuern die Agrar Förderung finanzieren, so wichtig ist? Ein Grund ist die geringe finanzielle Ausstattung der 2. Säule, ein weiterer andere Prioritäten als Tierwohl.

Nun stehen wir kurz vor Beginn der nächsten Förder periode. Es soll europaweit einen Umbau der Agrarpolitik geben, um die neuen Herausforderungen in der Landwirtschaft umsetzen zu können. Klimaschutz, Biodiversität, Tierwohl stehen ganz oben an.

Wer nun meint, dass die Weide für Milchkühe in den bisherigen Vorschlägen der Bundesregierung zur Agrarreform ebenfalls berücksichtigt ist, der wird enttäuscht sein. Kaum zu glauben oder?

Aber noch sind die Würfel nicht endgültig gefallen und jeder, der in Zukunft wieder mehr Milchkühe und ihre Nachzucht auf der Weide sehen möchte, sollte sich nun für die Einführung von attraktiven Weideprogrammen nicht nur für extensive Tierhaltung en, sondern auch für Milchviehbetriebe stark machen!

Wenn es für Milchbauern und ihre Kühe gut läuft, dann werden in Deutschland die Vorschläge der „Borchert Kommission“ umgesetzt werden und Tierhalter über öffentliche Gelder einen Teil ihrer Kosten für den Umbau ihrer Tierhaltung erstattet bekommen. Noch ist es nicht vollständig entschieden und schon gar nicht umgesetzt. Aber es ist eine riesige Chance! Auch hier sollten alle mehr Tempo von der Bundesregierung fordern, die Kühe auf der Weide sehen wollen!

Und last aber überhaupt nicht least müssen Bauern und ihre Tiere aus dem immer noch steigenden wirtschaftlichen Druck des Systems von „immer billiger und immer mehr“ heraus kommen können. Eine Orientierung am Export auf den Weltmarkt, einhergehend mit hohen Mengen an Fleisch und Milch auf den Märkten, einer schlechten Marktstellung den Schlachtereien und Molkereien gegenüber führt seit Jahren dazu, dass auf den Betrieben vor allem nach der Maßgabe „Kostensparen“ gewirtschaftet werden muss, um das Überleben des Betriebes zu sichern.

Da bleibt immer weniger Raum für die Kuh auf der Weide….

Autor: Kirsten Wosnitza

Milchbäuerin

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