Warum melkst du Kühe?

Das bin ich in letzter Zeit öfters gefragt worden.

Weil mich der Anblick von weidenden Kühen, der typische Kuhgeruch und das sanfte Wesen dieser großen Tiere heute noch genau so positiv berührt wie vor 50 Jahren.

Dazu gekommen ist die Faszination, die Kühe eifrig ihr Gras rupfen zu sehen, ihre Ruhe zu spüren, wenn sie dem Gras bei Wiederkauen nochmals ihre Aufmerksamkeit schenken und dann anschließend aus dem für uns ungenießbaren Gras ein hochwertiges Lebensmittel machen.

Kühe sind robuste Tiere und hart im Nehmen. Damit die Arbeit mit ihnen Freude macht, müssen sie fürsorglich betreut werden. In einer Herde zu arbeiten, in der es vielen Tieren nicht gut geht, kann man auf Dauer nicht aushalten.

Das merken immer mehr Bauern und Bäuerinnen. Und ich habe den Eindruck, es sind vor allem die Bäuerinnen, die dies nicht nur realisieren, sondern auch aussprechen.

Ein großes Hindernis, sich der Ursachen bewusst zu werden, warum es einer Herde nicht gut geht ist oft das Wissen, diese Ursachen nicht in absehbarer Zeit beseitigen zu können.

Der finanzielle Handlungsspielraum und damit auch die Belastbarkeit der Tierhalter ist auf vielen Höfen viel zu oft schon ausgereizt. Permanent niedrige Milchpreise ziehen die Schlinge immer weiter zu.

Häufig bleibt keine Zeit und kein Raum mehr um das zu genießen, was die Arbeit und das Leben mit Kühen eigentlich ausmacht.

Ich finde, das sollte sich ändern.

Autor: Kirsten Wosnitza

Milchbäuerin

2 Gedanken zu „Warum melkst du Kühe?“

  1. Vielen Dank, Kirsten, für diesen wunderbaren Beitrag ! Er spricht mir aus der Seele und ich würde jeden Satz darin unterschreiben ! Frage mich seit vielen Jahren, wie es möglich sein kann, dass in unserem Berufsstand so eine perverse Entfremdung stattfinden konnte, mit der nur allzu sehr bereitwillig das Wesentliche drangegeben wird. Zum Wesentlichem gehört für mich ein würdevoller Umgang , gegenüber dem Tier, der Natur und den Menschen. Statt dessen sind wir den Seelenfressern , den Homoökonomieks hinterhergerannt und tun es noch. Dabei haben wir doch längst erkannt, dass ihre Versprechen flach und geheuchelt waren und immer noch sind. Sie haben es geschafft, mit Hilfe unserer verblendeten Bereitschaft, aus einem wertvollem Nahrungsmittel, eine billige Ramschware zu machen . . Weder können wir damit nachhaltig wirtschaften, noch findet diese Entwicklung in der Gesellschaft Zuspruch .Umso unverständlicher für mich, dass sich so wenige Berufskollegen dagegen wehren und so viele an diesem perfiden System festhalten. Werde durch Deinen Beitrag das Kühe holen , morgen früh ganz besonders genießen! Anneli Wehling / Milchbäuerin

    1. Liebe Anneli, es sind ja genau die guten Momente, die unsere Arbeit lebenswert macht. Danke für Deine Antwort!

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