Schon wieder ein Jahr rum

Die ersten Kälber sind geboren – die Abkalbe-Saison auf unserem Hof hat wieder begonnen.

Von September bis Februar werden bei uns die Kälber geboren. Es hat mehrere Gründe, warum wir uns entschieden haben, zu diesem altmodischen Verfahren zurück zu kehren.

Auf den meisten Stallhaltungsbetrieben werden rund ums Jahr Kälber geboren. Durch die immer gleiche Fütterung im Stall ist es das ganze Jahr möglich, die Kühe in ihrer stressigsten Phase gleichbleibend gut zu versorgen.

Da wir bereits im März auf die Weide gehen, müssen wir unsere Herde so managen, dass der Futterbedarf der Kühe auch zum Grasaufwuchs passt. Nur so können wir Stoffwechselprobleme und daraus resultierende Krankheiten bei den Tieren vermeiden.

Vorteil (für Tier und Bauer): Natürlichen Grasaufwuchs bestmöglich verwerten, Tiere haben möglichst lange Weidegang, Bäuerin und Bauer haben auch mal eine ruhigere Zeit im Sommer. Nachteil (für die Molkerei): Ungleichmäßige Milch Anlieferung.

Bis jetzt scheint es für alle auf dem Hof ganz gut zu funktionieren. Die Kühe sind relativ fit und werden alt in diesem System. Mit sinkender Grasqualität auf den Herbstweiden beginnen wir mit der Zufütterung von Grassilage im Stall. So kommen die frisch abgekalbten Kühe zu ihrem Recht.

Im Februar haben alle Kühe abgekalbt und wurden in den Wintermonaten intensiv im Stall betreut. Der frische Grasaufwuchs im Frühjahr hat nahezu Kraftfutter Qualität und ist nun optimal zur Ergänzung der Stallfütterung der jetzt noch hochleistenden Kühe.

Im Verlauf des Sommers sinkt die Qualität des Weidegrases. Dies ist für die Kuhherde, die nun tragend ist und ihre Milch Leistung langsam reduziert, genau passend.

So haben wir für uns und unseren Betrieb schon einige Fragen beantwortet. Offen sind noch die ganz schwierigen Punkte. Dazu gehört die Diskussion um die mutterlose oder muttergebundene Aufzucht unserer Kälber.

Wenn wir bei Wünschdirwas wären, dann hätte ich die Antwort sofort parat. In unserer realen Welt lässt der finanzielle Handlungsspielraum der allermeisten Milchviehbetriebe aber keine schnellen Antworten zu.

Ach ja, unser Milchpreis hat nach Monaten endlich wieder die 30 Cent Marke erreicht. Und das reicht längst nicht mal für eine mutterlose Aufzucht von Kälbern. Nachhaltige Milchviehhaltung sieht anders aus.

Autor: Kirsten Wosnitza

Milchbäuerin

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