Respekt

Zur Jahreswende habe ich den Bericht von Berufskollegen gelesen, die den Mut haben , ihren Biobetrieb auf muttergebundene Kälberaufzucht umzustellen. Es hat mich sehr berührt zu erfahren, mit welchen Schwierigkeiten sie sich auseinander setzen.

Jahresrückblick 2019 – Hof Hellmig

Vor ziemlich genau einem Jahr saßen wir in unserer Küche und haben über 2018 nachgedacht. Damals war uns klar: noch so ein Jahr und es wird uns nicht mehr geben…

Wir hatten noch so ein Jahr und was soll ich sagen? Noch gibt es uns. 😊

Das zweite Jahre keinen Biopreis für unsere Milch und zwei Jahre Trockenheit und dadurch zu wenig Futter für unsere Tiere, können schon an den Nerven zehren, wenn man gerade erst drei Jahre Umstellung auf Bio hinter sich hat, die einem sowieso schon das Hemd ausziehen.

Aber wie auch immer: noch gibt es uns und irgendwie haben wir dieses Jahr über die Bühne gebracht. Darauf sind wir sogar ein wenig stolz! 😊
Wir haben den größten Teil unserer Getreideernte verkauft, der sonst als Kraftfutter eingelagert wird, um den Futterzukauf für unsere Rinder bezahlen zu können und gleichzeitig die schwerwiegende Entscheidung getroffen die Herde zu reduzieren und fast ein Drittel aller Tiere zu verkaufen, die nicht rentabel oder tragend waren, damit das Futter für den Rest ausreicht.

Ganz sicher wäre es uns aber dennoch nicht möglich gewesen, dieses Jahr zu stemmen, wenn mein Mann nicht aus dem Holz geschnitzt wäre, aus dem er ist! Er arbeitet für drei, wenn keine Mitarbeiter zur Verfügung stehen, und macht Feierabend erst wenn die Arbeit erledigt ist. Der Hof ist sein Leben und dafür lebt er!

Wir haben immer auf Partner gehofft, die uns unsere Milch irgendwann als das vermarkten, was sie ist: Milch von Kühen, die im natürlichen Kreislauf der Natur leben dürfen. Leider hat es bisher nicht geklappt.

Die Fleischvermarktung haben wir in diesem Jahr ausbauen können, aber noch nicht das Ziel erreicht, dass sich unsere Bullenmast dadurch selber trägt.

Wir waren dieses Jahr mehrfach an dem Punkt zu überlegen, ob wir unser Konzept halten können ohne den Hof zu verlieren. Wir haben alle möglichen Alternativen durchdacht bishin zur Rückkehr in alte konventionelle Muster.
Aber uns ist klar geworden, dass wir das nicht können. Den Kühen wieder ihre Kälber wegnehmen oder die Bullenkälber als Babies verkaufen, kommt für uns nicht mehr in Frage. Wir würden unseren Kühen nicht mehr in die Augen schauen können und das würde uns jeglicher Kraft und Motivation berauben überhaupt in der schwierigen Situation der Landwirtschaft weiter durchhalten zu können.
Also müssen wir weiter kämpfen und hoffen, dass immer mehr und mehr Menschen diese Art der Landwirtschaft nicht nur fordern, sondern auch unterstützen.

Für 2020 haben wir eine neue Molkerei, die uns etwas mehr bezahlt, wenn auch noch immer nicht den durchschnittlichen Biopreis, so dass wir im nächsten Jahr unsere Energie in den Ausbau einer eigenen Vermarktung stecken werden.

Im Januar ist die nächste Schlachtung geplant, dafür dürfen sich gerne noch Interessierte anmelden! Wir bieten in Zukunft für alle das Vakuumieren und gegen Anfahrtspauschale auch die Lieferung in unserem Umkreis an.
Für alle, die weiter weg wohnen, ist ebenfalls zeitnah eine Möglichkeit unsere Produkte zu beziehen in Aussicht.

Ein Großer Dank gilt all den Menschen, die unser Konzept und unseren Hof tatkräftig unterstützen und bei uns kaufen. Da der freie Markt und die Politik Nachhaltigkeit und Naturschutz nur scheinbar auf ihren Fahnen stehen haben, sind wir auch in Zukunft von unseren Kunden direkt abhängig.

Lasst uns zusammen die Welt ein bisschen besser machen!

In dem Sinne schauen wir hoffnungsvoll dem Jahr 2020 entgegen!

Autor: Kirsten Wosnitza

Milchbäuerin

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