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Vom LEBEwesen zum LEBEnsmittel.

Wir schlachten jedes Jahr für unseren eigenen Verbrauch zwei junge Schafe. In diesem Jahr haben wir uns entschieden, auch eines unserer Rinder in den Speiseplan zu integrieren.

Daher haben wir im Winter ein weibliches Kreuzungskalb ausgewählt. Es ist mit unserem weiblichen Nachwuchs zunächst im Stall und dann seit Frühjahr auf der Weide aufgewachsen. Bevor bald die Stall Saison beginnt, haben wir mit einem kleinen Schlachtbetrieb in der Nähe einen Termin ausgemacht. So wie wir es sonst immer mit unseren Schafen tun.

Aber es gab doch einige Unterschiede. Und wir haben viel darüber gesprochen, wie „es“ denn ablaufen sollte. Unsere Schafe fahren ausgesprochen gern mit dem Anhänger, denn es geht oft zu einer neuen Weide. Daher ist der kurze Transport zum Schlachtbetrieb für sie kein Problem.

Unsere Rinder kennen dagegen keinen Transport. Wenn wir die Weiden wechseln, dann geht das immer zu Fuß. Daher ist die erste und letzte Fahrt mit dem Transporter für sie ungewohnt und stressig, auch wenn diese Fahrt nicht weit ist. Jeder, der ein Pferd hält weiß, was Verladen und Transporte für das Tier bedeuten.

Wir versuchen daher idR die Kühe nicht einzeln, sondern in kleinen Gruppen auf diese letzte Reise zu schicken. Mit unserem Rind war das nicht möglich. Daher haben wir vorher ein paar Tage damit verbracht, es an diese ungewohnte Situation zu gewöhnen.

Mit der Konsequenz, sich einmal mehr mit den Fragen des Tötens und „Nutzens“ auseinander zu setzen. Und wie immer haben wir nicht alle Antworten finden können.

Das Leben des Tieres zu beenden ist für uns nicht der kritische Punkt. Für uns ist es nicht so sehr die Frage des „Wann“, sondern des „“Wie“. Wenn ich mir Tierfilme ansehe, dann möchte ich dem Tier einiges ersparen. Im allerbesten Fall gäbe es irgendwann die gesetzliche Möglichkeit, einen Kugelschuss auf der Weide durchführen. Vielleicht dann im Einzelfall möglich, flächendeckend als Schlachtmethode für alle Tiere leider eine Illusion.

Eine gute Alternative für einen kleinen Teil der Schlachtungen könnte auch die teilmobile Schlachtung werden. Ein Teil der Entwicklungsarbeit ist bereits geleistet. Jetzt braucht es noch engagierte Schlachter und die notwendigen Genehmigungen.

https://www.praxis-agrar.de/tier/rinder/innovative-schlachtverfahren/

Unser Anspruch ist es, unseren Tieren ein möglichst anständiges Leben zu ermöglichen. Leider sind wir hier nicht immer so erfolgreich wie wir es uns wünschen würden. Wir haben aber auch gelernt, dass man sich davon nicht frustrierten lassen darf. Ansonsten schwindet sehr schnell die Kraft, sich weiter für Veränderungen und Verbesserungen einzusetzen – auf betrieblicher, gesellschaftlicher und politischer Ebene.

Vermutlich werden es einige Leser befremdlich finden: Wir freuen uns auf das gute Fleisch unseres Rindes. Wir werden es mit großer Wertschätzung, mit Respekt und Genuß zubereiten und essen. Für uns gehört es zu einem natürlichen Kreislauf von Grünland, Rind und Mensch. Und wir wollen nicht vergessen, dass zur Milch auch immer das Fleisch gehört.

Autor: Kirsten Wosnitza

Milchbäuerin

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