Ein neues Kinderbuch über Tierhaltung in der Landwirtschaft sorgt für Diskussionen.
Am Wochenende haben wir mit vier Personen über das Kinderbuch
„Das wahre Leben der Bauernhoftiere“ gesprochen. Alle vier Personen stammen von konventionellen Milchviehbetrieben und/oder bewirtschaften solche. Wir haben uns daher vor allem den Rinder- und den allgemeinen Teil angesehen.
Fazit: Zwei Personen fanden das Buch nicht toll, aber ok und realistisch dargestellt. Die anderen beiden sahen im Text, aber vor allem in den Bildern suggestive Manipulation umgesetzt.
Gemeinsame Meinung der Vier: Aus dem Berufsstand kommt immer wieder die Forderung, Landwirtschaft nicht zu romantisieren und in Bullerbü Manier darzustellen, sondern realistisch zu zeigen. So soll die Kluft zwischen romantisierten Vorstellungen und moderner Realität geschlossen werden. Bis auf einige Stellen (Kühe leben in Deutschland im Durchschnitt 5,5 Jahre und nicht 4,5) schildert der Text nüchtern die Realität. Die Groß/Klein Darstellung in Bezug auf die Auswirkungen der Betriebsgröße hinkt in einigen Punkten.
Die Bilder zeigen von den Motiven her nicht die Realität, sondern einen besseren Zustand – die Mehrzahl der Milchviehställe wird weder über die gezeigten sauberen Lauf- und Liegeflächen noch über so saubere Tiere wie in den Darstellungen verfügen. Hier ist die Darstellung also positiver als in der Wirklichkeit.
Kritik: Warum lautet der Titel „das wahre Leben“? Im Vergleich zu Bullerbü? Oder suggeriert er bereits die Entlarvung – in der Landwirtschaft geht es den Tieren schlimmer als erwartet?
Das gleiche gilt für die Zeichnungen. Prinzipiell korrekt dargestellte Tiere. Einige nehmen direkten Blickkontakt zum Betrachter auf oder sehen durch ihre Mimik traurig aus und rufen so sehr starke Betroffenheit hervor, bzw. erzeugen eine Vermenschlichung und lassen damit Zweifel aufkommen, ob es richtig ist, diese Tiere zu nutzen. Die Einschwärzung aller Zeichnungen lässt jegliche Form der Tierhaltung negativ erscheinen und Mitleid mit den Tieren aufkommen.
Genau wie mich Hochglanzwerbung mit „positiv“ manipulativem Text abstößt, finde ich dieses Buch als Kinderbuch völlig daneben. Es eignet sich allenfalls für Tierhalter als Diskussionsgrundlage bzw. Anlass darüber nachzudenken, wie Tierhaltung von Kritikern gesehen wird und ob/was in Zukunft anders werden müsste/sollte/könnte.
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