Faszination und Sorge

Zum ersten Mal sammeln sich bei uns im Herbst Gänse und Schwäne.

Eigentlich kennen wir die riesigen Schwärme von Gänsen vor allem an der Westküste. Seit Jahren wächst die Zahl der Rastvögel, die dort eine Pause auf ihrem Weg von oder nach Sibirien machen oder im Frühjahr sogar brüten.

Je milder das Klima wird, desto mehr Vögel überwintern bei uns anstatt weiter in den Süden zu fliegen. Die ausgedehnten Grünlandflächen an der Küste sind attraktive Futterplätze für sie. Das gilt im Frühjahr auch für die jungen Getreidepflanzen.

Immer öfter sehen wir jetzt im Herbst große Schwärme auch im Inland. Maiskolben als Erntereste sind gutes Futter. Das ist kein Problem. Es sieht so aus, als ob die Vögel an der Küste übernachten. Morgens ist ihr Geschnatter nicht zu überhören, wenn sie im Landeanflug ihre Futterplätze ansteuern. Ein echtes Naturschauspiel!

Gleichzeitig kommt eine Sorge hoch – wo werden diese all diese Tiere im Spätwinter und Frühjahr fressen? Werden sich die Nonnengänse auf den Weg nach Sibirien machen oder immer öfter hier an der Küste brüten?

Die betroffenen Bauern sind seit vielen Jahren ratlos. Viele Arten stehen unter Schutz, auf Antrag darf vergrämt oder ein kleiner Teil auch bejagt werden. Wie erfolgreich war das bisher?

Gerade die Weidehalter wollen ihre Kühe im März, April wieder aus dem Stall auf die Weiden lassen. Betroffene Betriebe haben dann kahle Flächen gepflastert mit Gänsekot. Auch wenn danach noch Ernten möglich sind – der erste und wichtigste Aufwuchs fehlt für das Winterfutter.  Kühe und Jungtiere müssen etliche Wochen länger im Stall bleiben. Dafür gibt es keine finanzielle Entschädigung. Außerdem fressen Rinder Gras und kein Geld…

Doppelt schlimm trifft es die Schaf- und Rinderhalter. Sie haben nicht nur Verluste in der Ernte, ihnen fehlt schlicht und einfach Futter für die Tiere! Jede Menge ungelöster Probleme. Echte Lösungen scheinen noch nicht in Sicht.

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Am Ende kommt es dann auch noch dicke mit der Vogelgrippe. Die ziehenden und rastenden Vögel tragen offensichtlich besonders bei uns an der Westküste zu ihrer Verbreitung bei.

Das trifft vor allem die Tierhalter besonders hart, die sich auf die Freilandhaltung ihrer Tiere spezialisiert haben. Man kann sich vorstellen was es bedeutet, die Tiere, die täglichen Auslauf gewöhnt sind, plötzlich monatelang im Stall halten zu müssen. Kleine Bestände können unter engmaschigen Netzen draußen bleiben.

Im Fall der Vogelgrippe könnte es allerdings eine Lösung geben – Schutzimpfung der Tiere. Dafür braucht es den politischen Willen und die Entwicklung des Impfstoffes.

Artitikel Vogelgrippe

Autor: Kirsten Wosnitza

Milchbäuerin

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