In der Verantwortung

Landwirtschaft bedeutet Verantwortung – 24 Stunden, 7 Tage die Woche, das ganze Jahr. Es gibt Tage, an denen man an seine Grenzen kommt. Meist sind es solche Tage, an denen man Tiere verliert. Ursache können Unfälle sein, bei denen man sich fragt, ob im Stall alles in Ordnung ist, der Boden vielleicht zu rutschig, ein Tor zu niedrig,  eine Tiergruppe falsch zusammengestellt.

Beinbruch auf der Weide  – so etwas passiert! Zum Glück aber sehr selten! Selbst in der Hobby Pferdehaltung wird man sich in solch einem Fall meist entschließen, das Tier zu töten. Ein so großes Tier über Wochen so ruhig zu stellen, dass der Bruch folgenlos verheilt, ist mit großen Schwierigkeiten verbunden.

Wichtig ist immer, dem Tier möglichst schnell die Schmerzen zu nehmen.  Wir sind in der glücklichen Lage, für diese Fälle nicht nur den Tierarzt, sondern auch den Notschlachter rufen zu können. Jedenfalls an Werktagen. So wird das Tier schnell untersucht, ob es abgesehen vom Unfall gesund und schlachtfähig ist. Dann kann der Notschlachter das Tier vor Ort erlösen und nachdem es ausgeblutet ist zum Schlachtbetrieb transportieren.

Wir sind der Meinung, dass es gut ist, wenn das Tier nicht zum Abfall, sondern verwertet wird. Der Schlachterlös liegt deutlich unter dem Preis, der für ein normal abgeliefertes Tier entsteht. Aber es mindert den Verlust ein wenig.

Totgeburten, Unfälle, Vergiftungen auf der Weide. Wer mit Lebendigem arbeitet, der wird auch mit Tod konfrontiert. Manchmal ist das schwer zu akzeptieren. Immer wieder fragt man sich, ob es vermeidbar gewesen wäre. Tierhalter werten solche Verluste oft als persönliches Versagen – hätte ich nachts vielleicht öfter nach der kalbenden Kuh sehen sollen?

Wenn sich solche Situationen zeitlich häufen, kann das die Stimmung schon mal richtig runter ziehen. Natürlich muss man sich fragen, ob man in Zukunft etwas besser machen kann. Verdrängen hilft da nicht weiter! Genau so wichtig ist es aber auch zu akzeptieren, dass im Leben nicht alles perfekt nach Plan läuft. Weder in der Landwirtschaft, noch in anderen Lebens- und Arbeitsbereichen. Es werden Fehler gemacht und es geschehen Unfälle. Überall.

Autor: Kirsten Wosnitza

Milchbäuerin

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