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Unsere Kühe fressen vor allem Gras. Um seinen hohen Eiweiß Gehalt auszugleichen, bauen wir dazu auch energiereichen Mais an.

Hof Sophiental liegt auf der „Geest“. Das bedeutet, dass wir sowohl auf feuchten, anmoorigen Flächen als auch auf mageren, sandigen Böden wirtschaften. Auf diesen trockenen Flächen wird Ackerbau betrieben.

Verglichen mit ertragreichen Ackerbau Standorten (Weizen) ist das Ertragsniveau von Getreidesorten wie Gerste und Roggen auf der Geest wirtschaftlich oft nicht mehr darzustellen. Mehr findet Ihr dazu hier.

Die Mais Pflanze ist dagegen eine wahre Künstlerin. Ihr Ursprung liegt in Mittelamerika und sie kommt mit Trockenheit besonders gut zurecht. Als sogenannte C4 Pflanze ist sie ein echtes Solarkraftwerk und nutzt durch intensive Photosynthese den CO2 Gehalt in der Atmosphäre besonders gut aus. Dieses Potential nutzen weltweit konventionelle und immer öfter auch ökologisch wirtschaftende Betriebe für ihre Tierhaltung.

Vor der Einführung der Mais Pflanze wurde bei uns auf der Geest fast nur Gras an die Rinder verfüttert. Ergänzt mit etwas Getreide, das hier angebaut werden könnte. Die Lieferung von Milch und Fleisch durch die Tiere war entsprechend niedriger als heute. Damals konnten Bauern von diesen niedrigen Leistungen leben, allerdings war in der Bevölkerung der pro Kopf Konsum von Milch und Fleisch auch deutlich geringer.

Das hat sich stark verändert. Von Milchleistungen um 4000 oder 5000 Liter kann heute nur noch ein Betrieb leben, der eine sehr spezielle Verarbeitung und Vermarktung hat und damit Milchpreise von jenseits einem Euro Erlösen kann.

Zucht hat das genetische Potential für die Milch- und die Mastleistung der Tiere enorm erhöht. Der Grundbedarf an Eiweiß kann die Kuh kann über das Gras gut abdecken. Um die Ration ausgewogen zu gestalten, wird die energiereiche Mais Pflanze im Herbst als ganzes geerntet (Stengel, Blatt, Kolben) und verfüttert. Kühe fressen Maissilage ausgesprochen gern.

Maissilage ist außerdem Futtergrundlage vieler Biogas Anlagen, die im Zuge der Energiewende als Strom- und Wärmelieferanten gefördert werden. Somit ist in den letzten 15 Jahren die Anbaufläche für Mais angestiegen.

Der Mais Anbau ist in den letzten Jahren berechtigter Weise in die Kritik geraten. Durch den enormen Ausbau der Biogas Anlagen hat sich der Bedarf an Maissilage nochmals erhöht. Als Folge wurden Flächen zu Ackerland gemacht, die aufgrund der Wasserverhältnisse (zu nass) oder der Bodenstruktur (Winderosion) nicht geeignet waren. Dafür wurden bei den Ernten im Herbst einiges an Lehrgeld bezahlt.

Die Mais Pflanze ist vergleichsweise anspruchslos. Sie benötigt nicht nur weniger chemischen Pflanzenschutz als viele andere Kulturen. Sie ist auch mit sich selbst verträglich und kann über viele Jahre in Monokultur (Mais nach Mais) angebaut werden. Auch auf unserem Hof. Und sie verträgt die Düngung mit unserer Rinder Gülle im Frühjahr sehr gut.

Langsam werden Folgen sichtbar. Die Erträge steigen nicht, sondern sinken auf manchen Flächen sogar. Es kommt zu Bodenverdichtungen durch die schweren Ernte Maschinen, besonders in einem nassen Herbst. Das Bodenleben und die Bodenfruchtbarkeit nehmen durch den flach wurzelnden Mais oftmals ab. Es gibt eine Nährstoffproblematik im Gewässerschutz.

Langsam wird nun gegengesteuert. Mindestens ein Viertel der Fläche muß mit anderen Kulturen bebaut werden. Im Winter werden vermehrt Zwischenfrüchte für die Bodenfruchtbarkeit angebaut. Gleichzeitig mit dem Mais kann eine Gras Untersaat angelegt werden, die den Boden nach der Ernte bedeckt hält und ein Auswaschen des Stickstoffs verringert. Die Düngung mit Stickstoff und Phosphor muss dem Bedarf der Pflanzen besser angepasst werden. Chemischer Pflanzenschutz kann teilweise durch mechanische Bearbeitung ersetzt werden.

Für mich liegt langfristig die Aufgabe der Rinder darin, die Grünland Flächen zu nutzen, auf denen kein Ackerbau betrieben werden kann oder die Teil einer Fruchtfolge sind. Gleichzeitig wünsche ich mir in der Milchviehhaltung eine wirtschaftliche Situation, in der Mais Anbau einen Platz in der Fruchtfolge im Ackerbau bekommt ohne in den Futterbau Regionen so dominant sein zu müssen. Das ist leider schon lange nicht der Fall.

Mais ist eine beeindruckende Pflanze, die ein besseres Image verdient. Es wird sich erst verbessern, wenn wir uns vom Prinzip des Immer-mehr-und-immer-billiger verabschieden und unsere Landwirtschaft nachhaltiger (ökonomisch, ökologisch, sozial) gestalten.

Autor: Kirsten Wosnitza

Milchbäuerin

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