Das darf doch alles nicht wahr sein

Die Corona Krise bringt zu Tage, was in Politik, Verwaltung und vor Ort bei der Bevölkerung längst bekannt war.

Osteuropäische Mitarbeiter arbeiten in prekären Arbeitsverhältnissen und leben in Sammelunterkünften, in denen keinerlei Schutzmaßnahmen vor Infektionen mit dem Corona Virus möglich sind. Über Werksverträge machen Subunternehmer Profit mit Menschen, die ihnen ausgeliefert sind. Und all das unter den wissenden Augen von Verwaltung und Politik, von Landwirten und Bürgern vor Ort.

Diese unglaublichen Verhältnisse sind eine der tragenden Säulen eines Systems, das große Massen von Fleisch zu Dumpingpreisen in unsere Läden und in den Export auf die internationalen Märkte bringt.

Am Ende zahlen auch wir Bauern dafür aber einen hohen Preis – immer mehr Menschen wenden sich in Deutschland vom Verzehr tierischer Erzeugnisse ab. Die Akzeptanz unserer Tierhaltung sinkt, Landwirte fühlen sich angegriffen. Und auf der anderen Seite stehen immer mehr Menschen, die so wenig verdienen, dass sie in der Tat Schwierigkeiten haben, sich anständig erzeugte Nahrungsmittel zu leisten.

Nachhaltige Nahrungsmittelerzeugung sieht anders aus: Anständige Arbeitsverhältnisse, tragfähige Einkommen der Erzeuger und Angestellten und gute Haltungsbedingungen für unsere Tiere! Und all das hat seinen Preis!

Umso verwunderlicher ist die Einstellung einiger Politiker. Da wird sehr laut die Veränderung der Arbeits- und Produktionsbedingungen gefordert und andererseits die Realität ausgeblendet, dass die Preise für Fleisch steigen müssten.

So soll die Verantwortung der Politik vor allem auf die Bauern, die am Ende der Kette stehen, abgeschoben werden. Die Bauern als Sozialamt. So kann es nicht gehen. Im Gegenteil! Es liegt in der Verantwortung der Politik für Verhältnisse zu sorgen, in denen sich die Menschen aller Bevölkerungsgruppen nachhaltig erzeugte Lebensmittel leisten können – und das gilt auch für Fleisch!

Artikel und Sendungen zum Thema Ausbeutung als Geschäftsmodell

Die Leute haben große Angst

NDR Reportage

Deutschlandfunk kontrovers: Das Elend in den Schlachthöfen – Wie hoch ist der Preis für unser Billigfleisch?

Dlf Interview

Was die Fleischbranche sagt

 

Autor: Kirsten Wosnitza

Milchbäuerin

3 Gedanken zu „Das darf doch alles nicht wahr sein“

  1. Ja, genau so! Es hilft nicht, nur an den Missständen zu arbeiten, die gerade im Rampenlicht stehen! Sondern das ganze System muss in den Blick genommen werden, Tierschutzfragen genauso wie die ökonomischen Bedingungen der landwirtschaftlichen Betriebe. Und an höheren Erzeugerpreisen für mehr Nachhaltigkeit führt kein Weg vorbei!

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