Gras bürsten

Gras will gepflegt werden! Das beginnt im Frühjahr mit dem „Striegeln“. Zeitig genug, um die Brut der Kiebitze nicht zu beschädigen, aber auch nicht bei Nachtfrösten, um die Pflanzen nicht zu beschädigen.

Wir nutzen dazu auf unseren Mähweiden einen scharf eingestellten Striegel. So werden die muffigen, abgestorbenen Pflanzenteile und minderwertige Futtergräser nach oben geholt und Luft und Licht kann an die Grasnarbe kommen. Gleichzeitig wird Grassaat nachgesät zur Reparatur der Narbe. Ob die Nachsaat erfolgreich sein wird, hängt stark davon ab, ob es ausreichend Regen geben wird – immer häufiger machen uns seit einigen Jahren Frühjahrstrockenheiten Probleme.

Der Striegel verteilt auch die Maulwurfshaufen gleichmäßig. Und davon haben wir auf unserem leichten Sandboden viele. Da wir unsere Grünlandflächen fast gar nicht mehr umbrechen, bieten diese alten Grasnarben vielen Lebewesen im Boden ideale Bedingungen, ein Paradies für Maulwürfe! Allerdings verschmutzen die Erdhaufen die Grassilage, was ernsthafte Gesundheitsprobleme bei den Kühen hervorrufen kann (Clostridien). Auch die Mistfladen vom vorigen Jahr werden gleichmäßig verteilt und können so ihre Düngerwirkung besser entfalten.

Seitdem wir unsere Weidehaltung intensivieren, können wir auf den Einsatz von Maschinen immer mehr verzichten – unsere vierbeinige Vollernter sind vielseitig und arbeitseifrig! Sie ernten nicht nur selbstständig, verteilen ihren Mist quasi während der Arbeit nebenbei, sondern sie pflegen auch ihre Futterfläche selbst, indem sie die muffigen Pflanzenteile mit ausrupfen und so eine ähnliche Wirkung entfalten wie die Maschine. Gleichzeitig rupfen sie am Gras, halten es kurz und fördern auf diese Weise die „Bestockung“ der Graspflanze, das heißt die Verzweigung der Gräser wird kräftig angeregt, sodass die Grasnarbe sehr dicht wird. So haben auch Unkräuter nur wenig Raum sich zu entwickeln. Sehr praktisch ist dabei auch, dass im zeitigen Frühjahr einige „Unkräuter“ noch so schmackhaft sind, dass die Kühe sie gerne fressen und chemischer Pflanzenschutz dann oft entfallen kann (zB Ampfer).

Autor: Kirsten Wosnitza

Milchbäuerin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert