Zurück und nach vorne geschaut

Mit einem wunderschönen Tag geht das Jahr 2019 zu Ende. Kommt es mir nur so vor, oder haben sich für uns Bauern die Ereignisse am Ende des Jahres überschlagen? Wenn ich mir die Meldungen über die WDR Satire zum Kinderlied „Meine Oma ist ne alte Umweltsau…“ ansehe, dann kommt hier einiges zusammen, das auch die politischen Aktivitäten der Bauern in den letzten Monaten betrifft. Keine Frage, damit werden wir uns im neuen Jahr intensiv auseinander setzen.

Auf dem Hof geht das Leben weiter. Milchkühe halten, das heißt große Regelmäßigkeit. So wie die Pastorin vor einigen Jahren bei einer Beerdigung eines Kollegen ausdrückte – auch heute, nach dem Beerdigungskaffee – gemolken wird immer. Diese Regelmäßigkeit mag nerven, wenn man Freunde und Familie besuchen möchte oder krank ist und einfach mal ausruhen muss. Aber sie gibt auch enorme Stabilität, erdet einen, nach dem ganzen Wahnsinn, der sich „draußen“ so abspielen mag. Allerdings muss man für diese Wirkung das Smartphone auch einige Stunden am Tag abgeschaltet lassen. Nur so gelingt es, sich auf die Tiere, die Arbeit und auch mal auf sich selbst zu konzentrieren.

Wir hatten ein gutes Jahr. Nicht ohne Pannen oder auch traurige Momente. Wir mussten einige unserer älteren vierbeinigen Helfer gehen lassen. Ein Hütehund, der an Rindern arbeitet, hat mit 11 oder 12 Jahren ein gutes Alter erreicht und wir sind dankbar für jedes Jahr Einsatz, in dem es keine ernsthaften Unfälle und Verletzungen gegeben hat. Da diskutieren ja 25 kg mit 650 kg, ein Hund mit 20, 30 oder 120 Rindern. Die gute Nachricht, unser Team ist durch zwei Nachwuchskräfte erweitert worden, ein kleiner Rüde aus der Schweiz und eine junge Hündin aus Australien.

Auch wir selbst spüren unser Alter – Knie, Schulter, die Problemzonen halt. Aber die tägliche Arbeit hält auch fit und Gerd hat als Entschädigung für seine Knie OP einen Radlader bekommen. Unserer Familie geht es dem Alter entsprechend gut – dafür können wir wirklich täglich dankbar sein!

Und auf dem Hof? Auch wir sind von Milchpreisen betroffen, die eine wirklich nachhaltige Milcherzeugung nicht möglich machen. Das ist immer wieder frustrierend, aber auch guter Grund sich politisch dafür einzusetzen, dass eine gute Milchviehhaltung eine echte Zukunftsperspektive haben kann. Für uns persönlich hat sich die intensive Weidehaltung als ein sehr passendes Verfahren heraus gestellt und hilft uns, wirtschaftlich über die Runden zu kommen.

Den Kühen geht es gut und uns gefällt die Arbeit in der Weideperiode draußen einfach sehr. Jetzt im Winter kalben die Kühe, das ist viel Arbeit, aber ein Ende ist im Februar abzusehen. Im Herbst gab es Probleme mit der Eutergesundheit und einige Gelenkentzündungen. Heute – toitoitoi – hat sich die Lage wieder entspannt, hoffentlich bleibt es so! Ansonsten haben wir trotz Trockenheit im Sommer sehr gutes Futter ernten können. Die Kühe danken es mit guter Milchleistung und Fitness.

Am Ende gilt es danke zu sagen an Alle, die uns dabei unterstützen unseren Hof nach unseren Vorstellungen führen zu können. Und an alle, mit denen wir unsere Sorgen und Freuden teilen können, lange Abende mit Diskussionen füllen, die uns so nehmen wie wir sind, nachsichtig, aber auch kritisch auf unser Handeln schauen und uns so helfen, besser zu werden in dem, was wir tun. Ihr alle macht unser Leben so viel reicher und tragt dazu bei, dass wir uns auf ein neues Jahr 2020 freuen!

 

Autor: Kirsten Wosnitza

Milchbäuerin