Milk bar – keep it simple

Die Aufzucht von Kälber wird auf den Betrieben ganz unterschiedlich gehandhabt. Wir haben uns für Gruppenhaltung und Vollmilch Fütterung entschieden.

Rückblickend sind wir im Grunde wieder dort angekommen, wo wir vor 30 Jahren gestartet sind – bei der manuellen Fütterung unserer Kälber mit frischer Vollmilch.

Dazwischen liegt die Verfütterung von Milchpulver, das mit warmen Wasser angerührt und so quasi wieder zu Milch gemacht wird. Wir haben dabei immer auf sehr hochwertige (und hochpreisige) „Milchaustauscher“ mit hohem Vollmilchanteil gesetzt. Zunächst manuell mit Tränkeeimern und dann über 15 Jahre mit einem Tränkeautomaten. Dieser erlaubt den Kälbern mehrfach am Tag selbstständig kleine Mengen abzurufen und kommt damit dem natürlichen Trinkverhalten der Kälber näher.

Wir standen der Verfütterung von Milchpulver als Ersatz für frische Vollmilch schon länger kritisch gegenüber. Die von der Beratung angeführten ökonomischen und arbeitszeitlichen Vorteile konnten wir für uns nicht erkennen. Die aufwendige Verarbeitung unserer Milch zu Pulver und anschließende Aufwertung, damit sie wieder als Tränke geeignet ist, macht für uns keinen Sinn. Wir sehen auch die Gefahr, uns immer weiter von natürlichen Produktionsprozessen zu entfernen.

Die Umstellung auf Vollmilch hat uns für unserem Betrieb recht gegeben, die Kälber sind gesünder und entwickeln sich besser.

Die Verfütterung von Frischmilch im Automaten ist aus hygienischen Gründen aufwendig. So waren sehr froh als die neuseeländischen Milk Bars auch bei uns auf den Markt kamen. Zum Trinken müssen die Kälber an speziellen Nuckeln sehr engagiert saugen. Das passt sehr gut zum natürlichen Saugtrieb der Kälber und sie bilden beim Saugen viel Speichel, der positiv auf die Verdauung der Milch wirkt.

In den ersten Wochen bieten wir Milch zur freien Verfügung an. Je mehr Heu oder Grassilage und Kraftfutter gefressen wird, desto mehr wird die Milch reduziert und nach 12 Wochen ganz abgesetzt.

Wir sehen uns unter den derzeitigen Rahmenbedingungen nicht in der Lage unsere Kälber muttergebunden aufzuziehen. Wie viele andere Berufskollegen versuchen wir unsere Möglichkeiten auszuschöpfen und Kompromisse zu finden. Ich bin gespannt, wie Kälberaufzucht in 20 Jahren aussehen wird!

Autor: Kirsten Wosnitza

Milchbäuerin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert